So könnte Ihre Paartherapie ablaufen …

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Ich möchte Ihnen hier den prototypischen Ablauf einer Paartherapie schildern. Bitte betrachten Sie das als ungefähre Orientierung. Jede Paartherapie ist individuell, und es wäre kontraproduktiv, einen paartherapeutischen Prozess in ein wie immer geartetes Schema pressen zu wollen.

Die erste Sitzung: Kennenlernen, Informationen sammeln und die persönliche Sicht beider Partner

Die erste Sitzung dient zum einen dem gegenseitigen Kennenlernen; zum anderen bekomme ich viele wichtige Informationen über die Beziehung, was eine erste Orientierung für die Paartherapie liefert. Dazu gehören die „Fakten“, über die sich die Partner meistens noch einig sind, sowie Einflüsse im Umfeld der Beziehung, die auf die Beziehung wirken (zum Beispiel Arbeitsbelastung, Eltern/Schwiegereltern, Ex-Partner, Kinder aus früheren Beziehungen, Krankheiten etc.). Außerdem versuche ich beiden Partnern Raum und Zeit zu geben, um die Beziehungssituation und ihr eigenes Erleben in der Beziehung ungestört subjektiv zu schildern. Dabei entsteht manchmal schon ein erster Aha-Effekt: wie ist es möglich, dass mein Partner die gleiche Situation so völlig unterschiedlich wahrnimmt und/oder interpretiert? Dies könnte dann ein wunderbarer Einstieg in die Paartherapie sein.

Am Ende der ersten Sitzung: Zusammenfassung und Perspektive

Gegen Ende der ersten Sitzung frage ich meistens beide Partner, was sie sich von der Paartherapie wünschen und was aus ihrer Sicht in der Therapie erarbeitet werden sollte. Ich gebe dem Paar dann ein kurzes Feedback aus meiner Sicht und mache Vorschläge für die nächsten Schritte in der Paartherapie. Oft entscheidet sich das Paar spontan dazu, einen neuen Termin zu vereinbaren. Manchmal braucht die Entscheidung für oder gegen eine Therapie aber auch länger. Es ist absolut in Ordnung, sich ein paar Tage Bedenkzeit zu nehmen.

Wie geht es weiter?

Wenn sich das Paar für eine Paartherapie entscheidet, vereinbaren wir einen oder mehrere Folgetermine. Befindet sich das Paar in einer akuten Eskalationsphase (zum Beispiel nach Aufdeckung einer Affäre) versuche ich die ersten Folgetermine relativ kurzfristig (1 Woche) zu terminieren; im Normalfall beträgt der Abstand zwischen den Sitzungen aber 2-3 Wochen.

Die 1. Phase der Paartherapie – Das Fundament

In der 1. Phase der Paartherapie geht es vorrangig um eine De-Eskalation (im Falle einer vorhandenen massiven Eskalation), oder darum, beide Partner vollständig einzubinden und ein beidseitiges Engagement für den Prozess der Paartherapie zu erreichen. Dies schafft ein Arbeitsfundament für die nachfolgende Arbeit.

Die 2. Phase – Die Arbeitsphase

In der 2. Phase der Paartherapie erarbeite ich mit den Paaren ein Verständnis dafür, wie ihre Interaktionsstrukturen bisher waren und wie diese Strukturen die Beziehung in die Krise geführt haben. Es geht darum, wie jeder der Partner auf den anderen reagiert, und warum dies so ist. Dies ist der schwierigste, komplexeste und meist auch längste Teil der Paartherapie. In kleinen Schritten begleite und unterstütze ich die Partner dabei, in den Sitzungen neue Wege auszuprobieren, die dann zu einer ganz neuen Erfahrung des Anderen und der Beziehung führen können.

Die 3. Phase – Veränderung passiert

Im guten Fall gelingt es den Partnern jetzt immer öfter, die in der 2. Phase erarbeiteten neuen Reaktionen in den Beziehungsalltag zu integrieren. Das Miteinander ändert sich dadurch wesentlich . Diese Veränderung geschieht selten gleichzeitig, aber oft innerhalb von 2-4 Sitzungen bei beiden Partnern. Beiden Partnern geht es im Laufe dieser Phase sichtbar besser, und die Beziehung wirkt zunehmend gefestigter, entspannter und zugewandter. Konfliktpunkte können jetzt ohne unkontrollierte Eskalation besprochen werden, und wenn Streit passiert, finden beide Partner einen Weg, den Konflikt zeitnah zu klären und wieder in Verbindung miteinander zu gehen. Beide Partner berichten, dass sie sich deutlich sicherer in der Beziehung fühlen.

Die 4. Phase – Abschluß und Konsolidierung

Am Ende der Paartherapie stehen 2-3 abschließende Sitzungen in einem Abstand von 4-6 Wochen, in denen ich gemeinsam mit dem Paar auf den Prozess der Therapie zurückschaue und das bisher Erarbeitete nochmals konsolidiert wird. Das Risiko eines dauerhaften Rückfalls wird dadurch nochmals minimiert und die Basis für das künftige Miteinander weiter gestärkt.

Einzelsitzungen können Teil des Prozesses sein

Manchmal arbeite ich im Verlauf der Paartherapie mit Einzelsitzungen zwischen den gemeinsamen Terminen, d.h. ich schlage einem oder beiden Partnern eine Einzelsitzung vor. Dies ist kein Zeichen für eine besonders schwere „Störung“, sondern dient der Mobilisierung von Ressourcen und der Stärkung des Arbeitsbündnisses zwischen den Klienten und mir. Diese Kombination hat sich in vielen Fällen als sehr sinnvoll und nützlich erwiesen.

Nach Abschluss der Paartherapie …

Natürlich können auch nach Abschluss einer erfolgreichen Paartherapie gelegentliche Konflikte auftreten. In der Regel ist das Paar in der Lage, diese selbst konstruktiv und umfassend zu lösen. Es besteht darüber hinaus natürlich die Möglichkeit , sich bei akut auftretenden Problemen und Konflikten nochmal punktuell Hilfe und Unterstützung zu holen.